Tief in der Seele unseres Institutes ist die Studie des Massachusetts Institute of Technology (MIT), die unter dem Titel Limits to Growth (dt: Die Grenzen des Wachstums) weltweit veröffentlicht wurde, noch verwurzelt. Professor Pestel ermöglichte die Forschungsarbeiten durch eine Finanzierung der Volkswagenstiftung. Die vom Club of Rome in Auftrag gegebene Studie wurde dann unter dem Namen Die Grenzen des Wachstums als Buch veröffentlicht.
Wie zeitgemäß die Botschaften unseres Institutsgründers doch sind. Das Ergebnis des MIT damals und ebenso in Vorträgen von Professor Pestel angeprangert: Wenn wir so weitermachen, wird unsere industrielle Gesellschaft aufgrund der Überbeanspruchung globaler Ressourcen zusammenbrechen.
Der Club of Rome sprach von einer misslichen Lage der Menschheit. Die missliche Lage haben wir heute aktueller denn je. Über Jahrzehnte wurde immer wieder gezeigt, dass die 1972 getroffenen Aussagen weiterhin erschreckend zutreffend sind. Gaia Herrington überprüfte in 2020 in ihrer Arbeit: Update to Limits to Growth, wie sich das sogenannte World3-Computermodell, auf dem die ursprüngliche Studie des MIT beruht, gegen neue empirische Daten behauptet.
Laut Herrington sei ein Richtungswechsel hin zu einem Szenario einer stabilisierten Welt noch möglich. Das Zeitfenster dafür schließe sich aber schnell. Sie sagt: „Angesichts der unschönen Aussicht auf einen Kollaps war ich neugierig, welche Szenarien den aktuellen empirischen Daten am nächsten sind. Immerhin war das Buch in den 70ern ein Bestseller, und wir verfügen inzwischen über empirische Daten aus mehreren Jahrzehnten, die einen Vergleich sinnvoll machen. Zu meiner Überraschung konnte ich keine jüngeren Versuche finden, genau das zu tun. Also habe ich entschieden, es selbst zu machen.“
In ihrer Untersuchung beschreibt sie, dass die aktuellen Daten erstaunlich ähnlich zu zwei Szenarien aus der alten Untersuchung sind: Das Szenarion „Business-as-usual“, wir machen wie gewohnt weiter und das Szenario des technologischen Fortschritts: „Comprehensive Technology“, beide enden im Kollaps. Und jetzt?
Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass die Menschheit dazu fähig ist, schnell und konstruktiv auf globale Herausforderungen zu reagieren. Für die bevorstehende Klimakatastrophe brauchen wir ein genauso entschlossenes Vorgehen. Wäre Professor Pestel enttäuscht, dass uns das Bewusstsein für die Weltproblematik immer noch fehlt?
„Die nötigen Veränderungen werden nicht einfach sein und stellen uns vor herausfordernde Übergänge, aber eine nachhaltige und inklusive Zukunft ist noch möglich“, so Herrington und dieser Einschätzung schließen wir uns und bestimmt auch Professor Pestel an.
Die Arbeit von Gaia Herrington ist hier zu finden: Journal of Industrial Ecology 2021; 25: 614-626.
(Dr. Karin Janssen)